Sexuelle Gewaltverherrlichung als Trauma-Überlebensstrategie

Ein Beitrag von Andrea Stoffers zum 5. Internationalen Kongress des Vereins www.gesunde-autonomie.de mit Sitz in München

Gewaltverherrlichung in der Sexualität ist eine Täterhaltung, die zum gesellschaftlichen Problem geworden ist. Inzwischen gibt es in Deutschland für jeden frei zugängliche Pornografie im www, die Legalisierung der Prostitution und als ob das noch nicht genug wäre, Sex-Flatrates in Bordellen, all das unterstützt diese Haltung. Sexuelle Gewalt ist legal und normal. Die traumatisierenden Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche sind noch nicht abzusehen, jedoch ist klar, dass eine Überlebensstrategie, die Gewalt nicht bloß billigt, sondern sogar verherrlicht, weitreichende Folgen für die Opfer und die Täter hat. Wer bin ich ohne gewaltvolle sexuelle „Freizügigkeit“? Wer bin ich ohne Akzeptanz für Prostitution und Pornografie? Prüde? Langweilig? Spießig? Nicht gewollt? Nicht geliebt? Wo sind meine Grenzen? Was will ich wirklich? Was habe ich erlebt?


Pornografie und Prostitution

•Deutschland ist das Land, in dem Prostitution legal, Pornografie im worldwide web jedem, auch Kindern, zugänglich ist. 

•Deutschland ist das Land, in dem Sex-Flatrates öffentlich auf Werbebannern angeboten werden. 

•Deutschland ist das Land der Freiheit!? 

•Deutschland ist das Land der Ignoranz und Verdrängung!? 

•Deutschland ist das einzige Land Europas, für das Sextourismus angeboten wird!

 

Legalisierung bedeutet Freiheit?

•Die Idee, Frauen aus der Illegalität und Zwangsprostitution mit einer Legalisierung zu befreien, ist nicht aufgegangen. 

•Im Gegenteil, es gibt nirgends so viele Bordelle wie hier. 

•Dass es sich dabei um eine Legalisierung von Gewalt handelt, wird vollkommen außer Acht gelassen. 

•Verdrängung und Ignoranz sind Überlebensstrategien. 

•Akzeptanz von Pornografie und Prostitution bedeutet in diesem Fall, die Verdrängung und Ignoranz von Gewalt und Kriminalität.

 

Gewalt und Kriminalitität

•Die Erlaubnis zum käuflichen Sex lädt zur Kriminalität ein. 

•Die meisten Prostituierten nehmen Drogen, um ihren Arbeitstag überhaupt bewältigen zu können. 

•Die Pornoindustrie ist ein Arbeitsfeld, in dem Menschen nur funktionieren. 

•Wer behauptet, das Hobby zum Beruf zu machen, redet sich seine traumatisierenden Erlebnisse schön, was auch eine Überlebensstrategie ist.

 

Das Prostitutionsgesetz von 2002

1.Soll Kriminalität verdrängen und Arbeitsbedingungen verbessern

2.Regelt die rechtliche Stellung von Prostitution als Dienstleistung

3.Lohn kann eingeklagt werden

4.Prostituierte erhalten Zugang zur Sozialversicherung

Prostitution soll endlich ein „normaler Beruf“ sein.

 

Raus aus der Illegalität

•Mit dem Prostitutionsgesetz ist Prostitution nicht mehr illegal

•Das soll die Prostituierten schützen

•Es stärkt jedoch Freier und Zuhälter

•Seitdem kommen immer mehr Kriminelle nach Deutschland

•Es öffnet die Türen für Menschenhandel

•Großbordelle entstehen und damit „Arbeitsplätze“

•Es gibt zwischen 400.000 und 1 Million Prostituierte in Deutschland

 

Folgen der Liberalisierung

•Die Preise für käuflichen Sex sind massiv gesunken

•Um mehr zu verdienen, damit die teuren Zimmer bezahlt werden können, bieten P. immer gefährlichere Sexpraktiken an (z.B. kondomlosen Sex und andere selbstverletzende Praktiken)

•Die Konsequenz ist die Zunahme von Drogen- und Alkoholkonsum

•Die Frauen müssen fast rund um die Uhr arbeiten

•Menschenhandel hat massiv zugenommen

•Deutschland erlebt einen Sex-Tourismus-Boom

•Die Nachfrage ist extrem gestiegen

•Marktlücken wie Sex-Bus-Reisen aus dem Ausland wurden geschlossen

•Sogenannte Loverboys rekrutieren immer jüngere Frauen

•Menschenhändler werben junge Frauen als 

   Models an und zwingen sie dann zur Prostitution

•Gewalttaten durch Zuhälter bleiben unentdeckt

 

Erfahrungen der 

Traumatherapeutin Ingeborg Kraus

Frau Kraus arbeitet seit über 20 Jahren mit Prostituierten

Bei all ihren Patientinnen liegt sexuelle Gewalterfahrung in der Kindheit zugrunde

Die Überlebensstrategien der Frauen sind ihrer Erfahrung nach:

1.Drogen- und Alkoholkonsum

2.Dissoziieren während sexueller Handlungen

3.Verharmlosung ihres Berufes

4.Verherrlichung ihres Berufes

 

Studie des Bundesfamilienministeriums 2004

Von Frauen, die sexuelle Handlungen verkaufen 

•Wurden 92 % früher sexuell belästigt

•Erlebten 82 % früher psychische Gewalt

•Erlebten 87 % seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche Gewalt

•Erlebten 59 % seit ihren 16. Lebensjahr sexuelle Gewalt

 

Missbrauchserfahrungen von Frauen, die sexuelle Handlungen verkaufen, in Kindheit und Jugend:

•43 % wurden als Kind sexuell missbraucht

•52 % erlebten als Kind körperliche Bestrafungen

•Ein relevant hoher Anteil erlebte als Kind körperliche Misshandlungen durch Erziehungspersonen

(Anmerkung AS: Ich denke, es sind 100 %, die als Kind sexuelle Gewalt erfahren haben)

 

2017 wurde das Prostitutionsgesetz in das ProstituiertenSCHUTZgesetzgeändert

Bordellbetreiber benötigen ein Betriebskonzept und ein Führungszeugnis, um eine Erlaubnis zu erhalten. Prostituierte unterstehen einer Anmeldepflicht, Gesundheitsberatung, Kondompflicht und müssen sich ausweisen können.

 

Europa

Das Europäische Parlament fordert ein generelles Prostitutionsverbot. In Schweden gilt es und Sexkäufer machen sich strafbar. Die Bundesregierung lehnt das ab.

Mögliche Gründe:

•Horrende Steuereinnahmen fielen weg

•Man müsste sich eingestehen, dass Deutschland mit diesen Gesetzen den Menschenhandel fördert 

 

Das Deutsche PSG hat Folgen

Anstieg von:

•Billigsex

•Menschenhandel

•Kriminalität

•Trauma statt Schutz

 

Die Überlebensstrategien der Bundesregierung

•Sie sind Täter und halten sich in ihrer Täterhaltung für Retter

•Sie erfinden ein Gesetz zum Schutz von Prostituierten und glauben, dass es wirklich schützt, alles andere wird einfach ignoriert (ÜS: Verdrängen, Ignorieren)

•Sie geben die Verantwortung ab statt sie zu übernehmen

•Sie feiern sich mit ihrem Liberalisierungsgedanken „jede Frau darf sich in ihrer Berufswahl frei fühlen“ und sehen nicht, wie unfrei die Frauen (Opfer) damit sind (Schönreden, Gewaltverherrlichung)

•Sie sind Nutznießer der Gewaltspirale durch horrende Steuereinnahmen (wird nie erwähnt)

 

Prostitution als Folge sexueller Gewalt in der Kindheit

Frauen wie Männer, die in ihrer Kindheit sexuelle Gewalterfahrungen machen mussten, reinszenieren ihre traumatischen Erfahrung, indem sie

 

•Ihren Körper abspalten

•Sich über sexuelle Handlungen „spüren“

•Liebe und Sex verwechseln

•Häufig Partner wechseln

•Sich prostituieren, anbieten

•Selbstverletzende sexuelle Handlungen vornehmen (lassen)

(Anm. AS: Prostitution ist auch in Partnerschaften möglich, es meint ein Anbieten von sexuellen Handlungen, zur Schau stellen des Körpers, obwohl man gar nicht möchte, ein Zustimmen von Praktiken, die einem nicht behagen, sehr häufigen Sex, Sexsucht, Promiskuität…)

 

Die Gründe

•Verlassenheitsangst / Verlustangst

•Die Angst nicht geliebt zu werden

•Angst vor Ablehnung

•Er/sie kennt es ja nicht anders (Sex = Liebe)

•Reinszenierung alter Traumata

•Selbstverletzung, Selbstbestrafung (Täterintrojekt)

•Aus Liebe/Abhängigkeit/Co-Abhängigkeit

 

Wege raus aus der Täter-OPFER-Dynamik 1

•Erkennen, was man da tut (Leib und Seele verkaufen)

•Sich als Opfer wahrnehmen

•Die Täter benennen

•Die Opferhaltung aufgeben und Alternativen erarbeiten

•Sich als liebenswertes Wesen wahrnehmen (das Täterintrojekt entlarven)

•Die Überlebensstrategien erkennen (ich brauche das, es tut mir gut, ich bin ein sexuelles Wesen, Sex macht mir Spaß, und als Gipfel „ich mache mein Hobby zum Beruf“)

•Sich Unterstützung suchen und auch annehmen, dranbleiben

 

Wege aus der TÄTER-Opfer-Dynamik 2

•Erkennen, was man da tut (Partner, Sexkäufer, Zuhälter, Bordellbetreiber, sowie Prostituierte selbst)

•Sich als Täter wahrnehmen

•Die Täterhaltung aufgeben und Alternativen erarbeiten

•Sich als liebenswertes Wesen wahrnehmen (das Täterintrojekt entlarven, das eigene, frühere Opfersein erkennen, die Wahrheit annehmen)

•Die Täter-Überlebensstrategien erkennen („Den Frauen macht das Spaß, ich würde das sonst merken, sie machen es freiwillig, ich tue ihnen ja nichts an, ich habe noch keine brutalen Zuhälter bemerkt, Zuhälter beschützen ihre Frauen, Bordellbetreiber geben ihnen Arbeit, ist legal…“)

•Sich Unterstützung suchen und auch annehmen, dranbleiben

 

Gründe, warum ich mich mit dem Thema beschäftige

•Fast alle meine Klient/innen haben Erfahrungen mit sexueller Gewalt und sexuellen Belästigungen

•Prostitution findet auch in Beziehungen statt

•Ich bin selbst als Kind mehrfach sexuell belästigt worden, Männer lauerten auf Spielplätzen auf und folgten uns Kindern, ein Mann hielt mit dem Auto neben mir und versuchte mich zu überreden einzusteigen und ich habe als Kind gesehen, wie ein Mädchen ins Gebüsch gezerrt wurde, was mich verstört und traumatisiert hat, u.a. deswegen, weil niemand etwas unternahm

•Die Dunkelziffer scheint immer noch sehr hoch zu sein, weil das Thema „sexuelle Gewalt“ sehr mit Scham besetzt ist

•Die Situation in Deutschland finde ich verheerend und ich kann dem Freiheitsgedanken in diesem Fall nichts abgewinnen

•Ich sehe die Traumatisierungen und die Verherrlichung der täglich stattfindenden Gewalt und sexuellen Gewalt in Beziehungen und in Deutschlands Sex-Industrie

•Ich sehe die Traumatisierung der Kinder und Jugendlichen, die früh mit sexueller Gewalt durch Pornografie in Berührung kommen 

•Die Gewissheit, dass käuflicher Sex legal ist, tut ihr Übriges dazu

 

Meine Quellen

•Sämtliche Publikationen von Franz Ruppert

•Meine eigenen und meine Praxiserfahrungen

https://www.zentrumensch-neuss.de/2018/11/05/das-lust-dilemma-bei-sexueller-traumatisierung/

•Mehrere WDR Dokumentationen, wie z.B. diese sehr empfehlenswerte: https://www.youtube.com/watch?v=Bw1i4UnpWNU

  (Prostitution: Wieso Deutschland ein Paradies für Sextourismus ist. Ganze Folge | ZDFinfo Doku)

und https://www.youtube.com/watch?v=gAmAh10byTM (Loverboys: Zwischen Liebe und Menschenhandel /WDR) 

•Zeitungsberichte wie: https://www.ostsee-zeitung.de/Nachrichten/Medien-TV/Doku-Milliardengeschaeft-Porno-Eine-Szene-jenseits-des-Jugendschutzes und http://medi-cine.de/portfolio/zdfinfo-milliardengeschaeft-porno/ Deutschland: …“eine pornografisierte Gesellschaft“…

•Trailer eines noch nicht erschienenen Films über “Porno-STARS“ mit gewaltverherrlichenden Aussagen: http://www.filmstarts.de/kritiken/263242/trailer/19577383.html

•Das Geschäft mit dem Sex: https://www.youtube.com/watch?v=u39AgMDFLkc

•Rechtliches: https://www.anwalt.org/sexualstrafrecht/

•Bilder: pixabay.com